Der Bahnhof Meschede

Unterwegs auf alten Bahntrassen

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Die Mitte des 19. Jahrhunderts stand im Zeichen der Entwicklung des Verkehrs und der aufstrebenden Eisenindustrie, die wiederum den Kohlenbergbau anregte. Am 10. Juli 1856 trafen sich daher in Arnsberg Persönlichkeiten aus Landkreisen, Gemeinden, Industrie und Wirtschaft und gründeten einen Ausschuss, der sich um die Förderung des Baus einer Ruhrtalbahn kümmern sollte.Doch erst 1865 fasste die Märkische Eisenbahngesellschaft den Beschluss, eine Strecke von Schwerte nach Brilon Wald zu bauen und durch das Diemeltal weiter nach Warburg zu führen zum Anschluss an die Kasseler Bahn. Im Frühjahr 1870 war der Streckenbau bis Meschede gekommen wobei die beiden Tunnel bei Glösingen und Freienohl besondere Schwierigkeiten bereiteten. Durch den Krieg wurden die Bauarbeiten verzögert, sodass erst am 15. Juli 1871 die erste Lokomotive bis Meschede fahren konnte. Nach Abnahme der Strecke wurde am 18. Dezember 1871 die Bahnlinie feierlich eröffnet mit Flaggenschmuck, Musik und einem großen Fest. Die Lokomotive, die die Festgäste nach Meschede brachte, trug vorne das Mescheder Stadtwappen. Einen richtigen Bahnhof besaß Meschede bei der Eröffnung der Bahn noch nicht.

 

Als Stationsgebäude wurde vorerst ein kleines Haus benutzt, dem man die Bezeichnung „Provisorium“ gab. Nach dem Bau des ersten Stationsgebäudes 1872 wurde das Provisorium zu Wohnzwecken umgebaut und später von der Stadtverwaltung genutzt. Nach einer umfangreichen Sanierung im Rahmen des Busbahnhofsneubaus 1998 ist das Gebäude heute Service-Zentrum der Westfalenbus GmbH und Standort der Tourist Information Meschede.Im Zweiten Weltkrieg war die Ruhrtalbahn des Öfteren Ziel von Luftangriffen, auch das stattliche Bahnhofsgebäude von 1872 wurde zerstört. Nach einigen Jahren mit provisorischen Baracken wurde 1955 der neue Mescheder Bahnhof eingeweiht. Im Gebäude befanden sich u.a. ein Warteraum 3. Klasse in einer, wie es in der Westfälischen Rundschau hieß, „handwerklich gediegenen Ausstattung“ und ein Warteraum 2. Klasse „in zurückhaltendem Nussbaum“.

 

Im Jahre 2007 wurden auch dieses Gebäude sowie zwei Gütergleise
abgerissen und es entstand im Zuge der städtebaulichen Planung „Bahnschiene West“ ein modernes Geschäftsgebäude. Von den umfangreichen Anlagen des Bahnhofs Meschede (unter anderem Lokschuppen mit Wasserturm, Güterabfertigung, Ladegleise), die die gesamte Fläche zwischen Bahnhofstraße (heute LePuyStraße) und Lagerstraße/ Sophienweg in Anspruch nahmen, ist heute nur noch wenig zu sehen. 2016/17 erfolgte allerdings eine umfangreiche Modernisierung der Bahnsteige mit Aufzügen und einem neuen Personentunnel, der auch eine fußläufige Verbindung bis zur Lagerstraße gewährleistet

Bild 1: Das 1. Stationsgebäude, erbaut 1872 (Fotograf: Bernhard Schulte)
Bild 2: Das „Provisorium“ (Foto: Rudolf Salingré)
Bild 3: Luftaufnahme 1956 (Foto: Stadtarchiv Meschede)